ASP, die 1999 gegründete Band, wurde mit dem Zyklus um den schwarzen Schmetterling bekannt. Seit dem 27. Oktober sind sie mit der 20.000 Meilen Tour in Deutschland unterwegs. Unser Gespräch mit Alexander „Asp“ Frank Spreng

Eine musikalische Erzählung die aus Sprach- und musikalischen Teilen besteht. Würdest du so euren musikalischen Stil beschreiben?

Interessante Einordnung, aber tatsächlich: Nein. Wir machen Rockmusik und wollen natürlich in erster Linie unterhalten und Geschichten erzählen. Aber klar: Das Ganze ist schon sehr lyrikbetont und auch nicht mal eben so nebenbei „wegkonsumiert“. Böse Zungen sprechen von „verkopft“, freundliche von „anspruchsvoll“. Wir überlassen es dem Hörer, dafür die passende Schublade zu finden.

Wie entstehen Figuren wie der Knochenmann, das Vöglein und die Nymphe? Gruselig und traurig zugleich…

Aber doch nicht nur gruselig und traurig, sondern auch fröhlich, empfindungsbereit und sehnsuchtsvoll. Ein Abbild unserer selbst. Klar, sie haben eine ausgeprägte melancholische Seite. Aber das ist doch in einem gewissen Maße sogar sehr heilsam und gesund. Trauer, Schmerz und Tod gehören halt zum Leben dazu, ganz egal wie sehr die Spaß- und Konsumgesellschaft uns vom Gegenteil zu überzeugen versucht.

Wie sieht dein Kreativ-Umfeld aus? Was inspiriert dich?

Ich brauche keine Fremdeinflüsse für Inspiration, im Gegenteil, die lenken mich nur ab. Ich arbeite am liebsten in meinem Schreibzimmer und pflücke Ideen aus der Luft und in meiner spärlichen Freizeit genieße ich die Natur.

Inwiefern ist das neue Album ein “back to the roots“?

Nicht wirklich. Eher „back to the guts“. Ich erkläre kurz: Seit dem letzten Teil unseres Fremder-Zyklus sind fast vier Jahre vergangen. Dazwischen haben wir zwei Alben gemacht, die man ganz grob als „Musikalische Horrorgeschichte“ beschreiben kann, also einem sehr, sehr stark auf das Erzählerische fokussiertem, welches daher auch eine Sonderstellung in unserer Geschichte einnimmt. Das neue Album ist zwar ebenfalls sehr lyrisch-erzählerisch, für Mainstream-Hörer sowieso sehr textlastig, aber dennoch ist ZUTIEFST, wie das Album heißt, ein sehr starkes Bach-Album geworden, sehr Song-betont, melodiös und rockig! Die Einzelsongs stehen viel stärker im Mittelpunkt und werden dadurch sicher emotional wieder etwas nachvollziehbarer.

“Zutiefst” ist der dritte Teil der Erfolgsstory „Fremder Zyklus“ Wie geht es weiter?

Mit einer kurzen Pause und dann mit dem vierten Teil und weiteren Buchprojekten.

Über 15 Jahre in der musikalischen Aktivphase: Was hat sich in dieser Zeit verändert? Habt ihr euch verändert?

Aber selbstverständlich. Wer sich in 15 Jahren nicht verändert ist entweder tot oder in einem Zustand, der vom Tod nicht zu unterscheiden ist. Die Band hat sich verändert, ich habe personell nicht alle aus meiner ersten Begleitband behalten, sodass allein in der Besetzung ab und zu etwas Bewegung herrschte, aber im Großen und Ganzen hat das nicht geschadet, auch wenn Fans aus Prinzip Veränderung verabscheuen. Ich bin dicker geworden über die Jahre und dann in den vergangenen Monaten wieder ein wenig dünner, wir haben uns von einer Elektro-Band Gitarreneinsprengseln zu einer Gitarrenband mit Elektroeinsprengseln entwickelt und dafür danke ich täglich dem Himmel. Die Liste ist endlos. Stillstand bedeutet in künstlerischer Hinsicht das Ende. Meiner Meinung nach.

Wie wichtig ist es für euch den Kontakt zu euren Fans aufrecht zu erhalten?

Der Musiker hält durch seine Musik den Kontakt aufrecht. Alles andere ist mehr oder weniger Beiwerk, auch wenn dieses Beiwerk heutzutage immer wichtiger zu werden scheint.

Festivals vs. Clubkonzerte: seht ihr darin Unterschiede?

Aber sicher! Beides macht Freude, wobei bei Festivals eher die große und plakativere Geste zählt, sowohl musikalisch als auch was die Show angeht als auch das etwas intimere und vor allem ganz auf uns konzentrierte Konzert, bei dem wir viel mehr unserer Songs spielen dürfen. Allein deswegen gebe ich mittlerweile dem Tourkonzert mit haaresbreitem Vorsprung den Vorzug in meiner Zuneigung. Mehr Songs, mehr Freude!

Was verbirgt sich in euern Bücherregalen?

Die Regale biegen sich unter so vielen Titeln, dass ich es nicht aufzählen könnte. Nicht nur Naheliegendes wie Poe, Lovecraft oder King, auch Phantastisches von Peter S. Beagle, Tolkien, Gaiman oder Pratchett, aber auch Gewitztes von Stephen Fry oder Douglas Adams, englische, deutsche Lyrik genauso wie Klassiker von Dumas über Dickens zu Verne und sicher vieles, das aufzuzählen ich vergessen habe.

Ihr habt beschlossen, beim diesjährigen M’Era Luna auf 50% eurer Erlöse aus ShirtVerkäufen zu verzichten um der Behebung der Schäden des Unwetters Ende Juli beizutragen. Wie seid ihr zu dieser Entscheidung gekommen und welche soziale Verantwortung tragen Künstler, eurer Meinung nach?

Wenn man unsere Kollegen so anschaut, wohl keine, denn wir waren die einzige Band, die so eine Aktion gemacht hat. Das finde ich etwas schade, aber wir sind sowieso schon als „Die Gutmenschen der Szene“ verschrieen, da kommt es meines Erachtens nun auch nicht mehr drauf an. Ich hätte gerne, dass der Begriff des Gutmenschen wieder dem rein negativen Sprachgebrauch der „Schlechtmenschen“ entrissen wird und man mit seiner Menschlichkeit und Empathiefähigkeit nicht von oben herab kritisiert wird, so wie das in den (a)sozialen Medien gerne der Fall ist. Aber ganz ehrlich: Ich wurde von der ganz lieben Buch-Bloggerin Karla Paul überhaupt erst auf die Überschwemmungsproblematik in Hildesheim hingewiesen und für mich stellte sich nicht die Frage, ob man da was machen muss, sondern nur noch wie! Am Ende lief es auf diese schöne Aktion hinaus, die zwar nun keine zigtausende an Spenden erwirtschaftet hat, aber als Geste dennoch wertvoll war, weil sie viel Aufmerksamkeit auf das Thema lenken konnte und viele Leute dann einfach so etwas gespendet haben, ohne bei unserer Aktion direkt mitzumachen. Und das ist doch super. Die Schwarze Szene tut doch immer so tolerant, hier konnte sie es mal beweisen.

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